8. Tag
Diese Farm ist eine große Überraschung für uns. In vielen Dingen ist es komfortabler und liebevoller geführt als manche Lodge auf unserem bisherigen Weg.
Wir wurden freundlich in Empfang genommen und ich wurde sogar mit "Mama" begrüßt. Nach Aufklärung über meinen Familienstand bin ich jetzt zur "Grand-Mama" befördert worden.
Die Terrasse schon wirkt einladend und zum Essen wartete auf uns ein liebevoll und aufwendig gedeckter Tisch mit Platzdecken, Kerzen und polierten Gläsern. Das Essen ist schmackhaft und die Kochbananen vom Nachbarfeld fehlten nicht. Jetzt wissen wir auch besser, was wir essen, nachdem meine Mitreisenden dort informiert wurden und selbst Hand anlegen durften.
Wir sind hier im Land der Ankole Rinder und der Ankole Züchter. Die Rinder sind zumeist dunkelbraune hochgewachsene Rinder mit weit ausladenden, weißen Hörner, Sie wirken sehr ruhig und stolz und gehören zur Familie ihrer Besitzer und stellen deren Reichtum und Ansehen dar. Heute noch werden Brautpreise auf dem Lande in Ankole Rindern ausgehandelt. Das Ankole Rind bedeutet für sie Leben überhaupt. Sie nutzen sowohl die fette reichhaltige Milch als auch das Blut für ihre Speisen.
Unmittelbar neben unserer Unterkunft ist eine Weide abgezäunt, auf der wir uns am frühen Morgen mit den Ankole Rindern treffen, Sie sind freiwillig dorthin getrabt, denn es ist das morgendliche Melken angesagt. Wir können unbesorgt zwischen ihnen umherlaufen, es sind Bullen Kühe und Kälber dabei. Die Tiere werden mit viel Liebe auf das Melken vorbereitet, man zündet ein Feuer an, um die lästigen Fliegen zu vertreiben, und mit einem speziellen, runden Wedel wird die Haut sanft von allem Ungetier oder Flecken befreit.
Dann entsteht ein Wettstreit zwischen dem Melker und den durchaus frech fordernden Kälbern, wer am meisten aus den Zitzen gewinnen kann. Die Kälber stoßen zuweilen mit der Zitze im Maul heftig in den Euter, um den Milchfluss anzuregen. Um ein Kalb von der Muttermilch zu entwöhnen, bekommt es einen roten Ring um die Schnauze.Das war bisher Männerarbeit.
Jetzt kommt die Aufgabe der Frauen. In ihren Häusern wird die Flüssigkeit mit gezielten Bewegungen in einer großen Kalebasse im Kreise gerührt, um die Milch von Ghee zu trennen. Durch ein feines Tuchsieb wird das Flüssige zurück in die familieneigene Kalebasse geschüttelt, die Ghee mit Wasser vermischt und zu Butter verknetet. Milch und Butter sind gesunde Nahrungsbestandteile, die Butter wird aber auch mit Kräutern zur Körperpflege und Wundheilung benutzt, sogar um den Mann abends ins Ehebett zu locken.
Unsere Unterkünfte sind im Aufbau den Hütten der Ankole Familien nachempfunden, Wir haben allerdings Baderäume und müssen keine Milch schütteln.
Leider haben wir Probleme mit WiFi, hier gibt es Überschneidungen mit einigen Anbietern, im Netz wird ein virtueller Krieg zwischen Tansania, Ruanda und Uganda geführt, dem wir zum Opfer fallen.